Stellungnahme des Landesverbandes Sachsen-Anhalt
Positionspapier des Landesschützenverbandes Sachsen-Anhalt zur aktuellen
sicherheitspolitischen Debatte
Liebe Schützenschwestern und Schützenbrüder, liebe Sportfreunde,
in einer Zeit, in der politische Rhetorik zunehmend von Begriffen wie „Kriegstüchtigkeit“ dominiert wird, möchten wir als Vertreter des Schützen- und Breitensports innehalten, unsere Stimme erheben – und Stellung beziehen. Denn was wir in den letzten Monaten hören und lesen, erfüllt uns mit großer Sorge. Begriffe, die einst der Abschreckung dienten, werden heute wieder salonfähig. Krieg wird als Option diskutiert, als notwendige Vorbereitung – statt als das, was er ist: die schlimmste aller Möglichkeiten.
Wir als Sportler sagen in aller Klarheit: Wir wollen nicht kriegstüchtig sein. Wir wollen friedensfähig bleiben! Unsere Gemeinschaft lebt vom fairen Wettbewerb, von Respekt, Disziplin, Kameradschaft und internationalem Miteinander. In unserer Schießsportfamilie messen sich Menschen aus vielen Ländern – unabhängig von Herkunft, Religion oder politischer Lage. Der Sport verbindet, was Politik oft trennt. Umso erschütternder empfinden wir Äußerungen wie in einem Interview mit der „Financial Times“. Anschließend zitierten Medien Herrn Pistorius mit der Aussage, die Bundeswehr sei im Fall eines Angriffs bereit, Russen zu töten. Solche Worte reißen Gräben auf, wo Brücken gebaut werden sollten. Sie schüren Angst, statt Sicherheit zu vermitteln. Und sie senden ein verheerendes Signal – nicht nur an uns Bürger, sondern an die junge Generation, die wir zu Verantwortung und Friedenswillen erziehen wollen.
Gleichzeitig sehen wir, wie der organisierte Sport Jahr für Jahr mit Kürzungen zu kämpfen hat. Fördermittel schrumpfen, Vereine kämpfen ums Überleben. Statt die Gemeinschaft zu stärken, fließen Milliarden in die Aufrüstung. Statt Dialog und Diplomatie zu fördern, wird auf Abschreckung gesetzt. Wir sagen: Das ist nicht unser Weg. Der Schützen- und Breitensport ist kein Übungsfeld für den Krieg. Unsere Waffen dienen der Präzision, dem sportlichen Wettkampf – niemals der Gewalt. Wir stehen für Werte: Für Frieden. Für Miteinander. Für Völkerverständigung.
Aus diesem Grund appellieren wir mit Nachdruck an die politischen Verantwortlichen: Besinnt Euch auf Eure Verantwortung gegenüber den Menschen in unserem Land. Schürt keine Angst, sondern fördert Vertrauen. Verliert nicht aus dem Blick, was unser Land im Innersten zusammenhält: unsere Vereine, unsere ehrenamtlich
Tätigen, unsere Jugend! Auch wir, als Sportlerinnen und Sportler, spüren die Unsicherheit dieser Zeit. Auch unsere Familien und Freunde haben Angst.
Deshalb sagen wir: Genug der martialischen Rhetorik. Wir brauchen Sicherheit durch Zusammenhalt – nicht durch Eskalation. Lasst - uns als Sportgemeinschaft zusammenstehen. Lasst - uns ein klares Zeichen setzen – gegen Militarisierung der Sprache, gegen die Aushöhlung unserer zivilen Gesellschaft, gegen das Vergessen unserer Werte. Wir rufen Euch alle auf: Sprecht mit uns. Unterstützt Euch gegenseitig. Lasst uns ein Verband sein, der nicht nur sportlich stark ist, sondern auch menschlich. Wir hören Euch. Wir stehen an Eurer Seite.
Mit sportlichen und friedvollen Grüßen im Namen des Landesschützenverbandes Sachsen-Anhalt
Torsten Mühl
Demokratiebeauftragter des LSV Sachsen-Anhalt